Mitte November 2016 fand am Hamburger Zentrum für Universitäres Lehren und Lernen (HUL) ein Design Thinking-Workshop statt. Wir HOOU-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter der Universität Hamburg hatten uns vorab die Frage gestellt, inwiefern dieser Ansatz für die Projektberatung und -betreuung geeignet ist.
Design Thinking vereint verschiedene Methoden, z.B. zum kreativen Arbeiten oder der User Experience. Ziel ist es, innovative Problemlösungen zu entwickeln, die sich an dem/der Nutzenden orientieren. Dabei wird ein sechsstufiger Prozess verfolgt, der sich in die folgenden Phasen aufteilt:
- Recherche
- Synthese
- Ideengenerierung
- Prototypenerstellung
- Testen
- Optimierung
Grundlegende Prinzipien sind dabei Iteration sowie das Zusammenspiel von Divergenz und Konvergenz: Man sammelt zunächst sehr viele Ideen o.ä., um sich dann am Ende auf genau eine davon festzulegen.
Der Workshop und auch Design Thinking als Methode selbst sind sehr anregend, weil man im – idealerweise interdisziplinären – Team immer wieder in kreative Prozesse einsteigt, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren. Zum Brainstorming kommen Klebezettel zum Einsatz, weil man diese schnell umhängen kann. Bei der Erstellung von Prototypen werden unterschiedlichste Materialien genutzt, z.B. Lego, Pfeifenputzer oder das, was gerade im Raum vorhanden ist. Insgesamt wird fast ausschließlich mit analogen Medien gearbeitet – diese die Sinne ansprechende Komponente dürfte ebenfalls ein nicht zu unterschätzender Erfolgsaspekt des Ansatzes sein.
Die Ausgangsfrage vor dem Workshop war, ob man mit Design Thinking den Beratungsprozess anreichern kann. Die Antwort lautet ja – allerdings mit einem ‘Aber’: Anwendbar ist aus unserer Sicht nicht der gesamte Prozess (mehr dazu unten), sondern viele der angewandten Methoden. Dazu gehören beispielsweise das Erstellen von Personae, um sich die Bedürfnisse des/der Nutzenden zur vergegenwärtigen oder die Definition von Pain- oder Gain-Points, die bei der Priorisierung helfen. Auch das (frühzeitige) Erstellen von Prototypen lässt sich nutzen, genau so wie Nutzerbefragungen oder das schon genannte Brainstorming.
Weitere grundlegende Prinzipien, die für die Prozessbegleitung fruchtbar gemacht werden können, sind unserer Einschätzung nach die folgenden:
- Das Arbeiten mit strikten Zeitlimits und
- dem oben beschriebenen Prinzip von Divergenz und Konvergenz, sowie
- das phasenweise Vorgehen mit iterativen Schleifen.
Das ‘Aber’ in Bezug auf die Übertragbarkeit ergibt sich daraus, dass Design Thinking als Prozess darauf ausgelegt ist, nutzerorientierte Lösungen für Probleme zu entwickeln. Das Ziel der HOOU-Projekte ist im Gegensatz dazu, Lernenden offene Lernarrangements zur Verfügung zu stellen – zugespitzt formuliert geht es darum, Lernproblematiken bzw. Lernfragen zu entwickeln, nicht die Lösungen dafür.
Design Thinking eignet sich demnach eher nicht dafür, Ideen für Lernarrangements zu entwickeln, wohl aber dafür, Lösungen für die Probleme zu finden, die während der Projektumsetzung entstehen.
Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Einsatz von Design Thinking gemacht? – Wir freuen uns auf Rückmeldungen und Kommentare.
Weitere Informationen:
hpi.de/studium/design-thinking.html
de.wikipedia.org/wiki/Design_Thinking
dschool.stanford.edu/
Literatur:
Haufe Akademie (2016): Design Thinking Experience. Freiburg: Unveröffentlichte Handreichung
Abbildung:
Der Design Thinking Prozess von Mirjam Bretschneider ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.
Autorinnen: Mirjam Bretschneider mit Isabell Mühlich und Claudia Staudacher-Haase
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