Vom 2. bis 4. Mai 2016 fand in Berlin die 10. re:publica statt, die größte Konferenz zu Themen der digitalen Gesellschaft in Europa, mit mehr als 8000 Teilnehmern, 17 Bühnen und 770 Speakern aus 60 Ländern. Das Motto dieses Jahr war "TEN ist NET". Einige Vertreter der HOOU waren dabei, um Entwicklungen und Trends kennenzulernen und zu diskutieren und natürlich auch um viele der Akteure in der digitalen Welt live zu treffen. Dazu gab es viele Möglichkeiten bei zahlreichen Vorträgen, Workshops und ungezwungenen Treffpunkten.
Themen und Trends
Nicht zu übersehen war das sich durchziehende Thema Virtual Reality (VR). Bei fast jedem Aussteller konnte man sich VR-Brillen anziehen und in digitale Welten abtauchen. Weiterhin gibt es also eine hohe Motivation den Übergang zwischen digitaler und analoger Welt reibungsloser zu gestalten.
Ein gutes Beispiel dafür war ein Exponat des "Game Science Museum" in Berlin, das das Konzept der "Augmented Reality" sehr schön umgesetzt hat: In einem Sandkasten konnten mit den Händen Landschaften geformt werden. Über dem Sandkasten war ein Beamer aufgehängt, der live Höhenlinien errechnete und eine entsprechende Topographie auf den Sand projizierte. Ein besonderer Clou war, dass man mit den Händen Schatten auf den Sand werfen konnte, die das System als Wolken erkannte und es entsprechend regnen ließ, worauf sich je nach Landschaft Wasser sammelte oder in Flüssen davon floss.
Für Lehrende unserer Early Birds könnte ein Praxisworkshop sehr interessant gewesen sein, in dem es um Tipps und Erfahrungen zur Produktion guter Videoaufnahmen ging. Ausführlich beschrieben hier. Eine gute Quelle zu sinnvoller Smartphoneausstattung ist dieser Mobile Reporting Field Guide, den Journalismusstudierende der Universität Berkley zusammengestellt haben.
Digitale Bildung
Konkret zum Thema Bildung wurden beispielsweise im Talk "Wissensvermittlung im Netz" verschiedene Herangehensweisen vorgestellt. Bettina Münch-Epple vom WWF Deutschland berichtete von Erfahrungen mit dem ersten deutschsprachigen MOOC zum Thema Klimawandel und seine Folgen und resümiert, dass es nicht reicht etablierte Wissenschaftler sprechen zu lassen, sondern auch eine gute Geschichte erzählt werden muss, die zur Teilnahme motiviert.
Markus Horeld von Zeit Online beschrieb die Herausforderung, komplexe Sachverhalte zu vermitteln und zu visualisieren. Informationsgrafiken und visualisierte Daten sind insgesamt sehr attraktiv, wie zum Beispiel die beeindruckende "Racial Dot Map" der USA. Seine Redaktion hat gute Erfahrungen mit aktuellen Livedossiers (Thema Flüchtlinge), und kleinen Kartengeschichten wie in diesen Artikeln. Patrick Klügel versucht mit verschiedenen Projekten neue Wege im Wissenschaftsjournalismus zu gehen, um mehr Leute als üblich mit Wissenschaftsthemen zu erreichen, zum Beispiel mit mehr Videos und Gamification-Elementen.
Hier waren deutliche Überschneidungen mit den Aufgaben der HOOU zu sehen. Die Video- und Audioaufzeichnungen des Podiums finden sich hier.
Was bleibt
Die re:publica hat auch dieses Jahr das breite Spektrum von Möglichkeiten und Herausforderungen unserer digitalisierten Gesellschaft gezeigt. Zwischen Freiheitsbewegung, Sicherheitsbedenken, Spielzeug und Selbstdarstellung spiegelte sie die Vielfalt technischer Einflüsse wieder, von denen einige ausprobiert und erlebt werden müssen, um über Sinn und Potentiale zu entscheiden. Genau diese angenehme Haltung des Machens, Ausprobieren und Hinterfragen zieht sich durch die ganze Veranstaltung.
Doch zu all diesem Wandel und nicht zuletzt zum Thema digitale Bildung hilft der amüsante Vortrag von Gunter Dück mit dem Titel Cargo Kulte weiter: nicht einfach nur andere kopieren und auf gute Ergebnisse hoffen, nicht jeden Trend aufgreifen aber dann nicht ernsthaft implementieren, sondern Veränderung und Innovation bedeuten eben auch arbeit, die jemand machen muss. Machen wir uns auf den Weg.
Titelfoto des Beitrags: re:publica (CC BY 2.0)
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