Operative Koordination – Hamburg Open Online University (HOOU) https://www.hoou.de/p Wie lernen wir in Zukunft? Thu, 10 Jan 2019 12:45:45 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.9.11 Innovation und Entwicklung in der HOOU* https://projekte.hoou.de/p/2017/02/21/innovation-und-entwicklung-in-der-hoou/ Tue, 21 Feb 2017 15:00:33 +0000 https://projekte.hoou.de/p/?p=3962 Grundprinzipien agiler Entwicklung im Hochschulkontext

Übergeordnetes Ziel der Hamburg Open Online University (HOOU) ist es, eine Öffnung der Hochschulen zu erreichen und zeitgemäße, webbasierte Lehr- und Lernangebote für unterschiedliche Zielgruppen zur Verfügung zu stellen. Das gesamte Projekt wurde sowohl inhaltlich als auch aus einer Organisationsentwicklungsperspektive als Entwicklungs- und Innovationsprojekt gestartet. Im Rahmen eines Vorprojektes, das 2015 gestartet wurde, werden aktuell konzeptionelle und organisatorische Grundlagen geschaffen für eine nachhaltige Umsetzung der Zielstellungen in der Projektphase ab 2017. In diesem Beitrag wird ein Schlaglicht auf die Produkt- und Projektentwicklung aus der Perspektive der Operativen Koordination (OK) der HOOU geworfen.

Der Markenkern der HOOU als leitende Handlungsmaxime

Konzeptionell dient der Markenkern der HOOU als handlungsleitender Rahmen für das gesamte Projekt. Konkret werden in diesem Rahmen folgende Ziele verfolgt:

  • Lehr-/Lernangebote auf akademischem Niveau sollen didaktisch innovativ gestaltet und lernendenzentriert umgesetzt werden. Diese werden in derzeit über 60 sogenannten Early-Bird-Projekten in den Hochschulen entwickelt. Zeitgemäße Kommunikationsmöglichkeiten, sollen die Grundlage für die kommunikative Durchführung der Lehr-/Lernangebote darstellen. Für die Implementierung der Angebote soll vorhandene Open-Source-Software genutzt werden.
  • Die Angebote sollen sowohl für neue Zielgruppen zugänglich sein als auch im Rahmen der universitären Lehre zum Einsatz kommen, um eine aktuelle Hochschuldidaktik zu fördern. Neben der Öffnung der Hochschulen geht es also auch um eine nach innen gerichtete Hochschulentwicklung.
  • Eine zentrale Webapplikation für die HOOU wird entwickelt, die einerseits einen offenen Zugang zu Lernangeboten schafft und andererseits im weiteren Verlauf des Projektes die Möglichkeit bietet, im Rahmen der Early-Bird-Projekte entstandene mediendidaktische Innovationen abzubilden. Langfristig bildet damit die öffentlich frei zugängliche und nutzbare HOOU-Applikation das Kernstück des Projektes.
  • Support- und Qualifizierungsangebote für Lehrende dienen der Förderung einer Lehr- und Lernkultur entsprechend der im Markenkern formulierten Leitlinien.

Agile Entwicklung in zwei parallelen Handlungsfeldern

Ziel des Vorprojektes ist es, einen Prototyp bereitzustellen, der als Minimal Viable Solution (Patton 2014, S. 34) erste Einblicke ermöglicht, wie sich die Handlungsmaximen des Markenkerns konkret umsetzen lassen. Eine Weiterentwicklung dieses ersten Prototyps zu einer integrierten und umfänglichen Webapplikation für die HOOU folgt dann in der Hauptprojektphase ab 2017. Sowohl die organisatorischen als auch die technischen und konzeptionellen Erfahrungen aus dem Vorprojekt dienen als Basis für die Applikationsentwicklung im Hauptprojekt. Diese wird durch die OK gesteuert. Für die Gestaltung nutzerinnen- und nutzerzentrierter technischer Lösungen wurden Prinzipien der agilen Entwicklung (siehe u.a. Patton 2014) eingeführt.

Zentrale Herausforderung bei der Plattformentwicklung ist es, die Anforderungen, die sich erst im Laufe des Vorprojektes im Rahmen der Konzeption, Implementation und Erprobung der Lernarrangements aus den Early-Bird-Projekten ergeben, in die Konzeption der Plattform miteinzubeziehen und dennoch schon während dieser konzeptionellen Phase mit der technischen Entwicklung einer Plattform zu beginnen, um zu einem möglichst frühen Zeitpunkt der Entwicklung die neu entstehenden Lernformate der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Die frühzeitige Bereitstellung ist nötig, um die neuen Konzepte erproben und weiterentwickeln zu können.

Aus organisatorischer Perspektive ergeben sich damit zwei Handlungsfelder, die parallel zueinander laufen und gleichzeitig inhaltlich und zeitlich aufeinander abgestimmt sein müssen.

Abbildung 1: Die zwei Handlungsfelder in der HOOU-Entwicklung

Handlungsfeld 1: (medien-)didaktische Innovation und Hochschulentwicklung

Die Förderung (medien-)didaktischer Innovation und Entwicklung ist eines der beiden zentralen Handlungsfelder. Verantwortlich für die Entwicklung und Erprobung innovativer Formen medienbasierten Lehrens und Lernens sind die Hochschulen, hier konkret die Lehrenden, die sich im Rahmen der Early-Bird-Projekte dazu verpflichtet haben, Lernarrangements unter den Vorgaben des Markenkerns zu gestalten. Ein exploratives Vorgehen fördert dabei die Innovationskraft. Aus technischer Sicht sind flexible Strukturen für die Implementation notwendig, die sich je nach Fachkultur der Early- Bird-Projekte und nach hochschulspezifischer Ausrichtung stark voneinander unterscheiden können.

Im Rahmen der Early-Bird-Projekte konkretisieren die Hochschulen ihre spezifischen Anforderungen an eine zukünftige HOOUWebapplikation. Im Sinne agiler Entwicklung fungieren die Early- Bird-Projekte zunächst als organisatorischer Rahmen zur Erstellung funktionaler Prototypen (Patton 2014, S. 40): Sowohl didaktisch als auch technisch werden medienbasierte Formen der Hochschullehre entwickelt und umgesetzt und im Rahmen von teilweise öffentlich zugänglichen Lehrveranstaltungen hinsichtlich der Zielstellungen des Markenkerns erprobt. Die technische Implementierung der Early-Bird-Projekte erfolgt in dezentralen Experimentierfeldern. Grundlage hierfür sind bestehende Infrastrukturen der Hochschulen sowie eigens für die HOOU bereitgestellte Installationen von Open-Source-Tools, die lose miteinander gekoppelt werden.

Aufgabe der OK ist es, anschließend, auf Basis von Evaluationen der ersten Durchläufe der aus den Early-Bird-Projekten entstandenen Lehr-/Lernszenarien, die Anforderungen an die Plattform gemeinsam mit den Hochschulen zu konkretisieren und zu operationalisieren.

Handlungsfeld 2: zentrale Entwicklung eines Prototyps

Die Entwicklung eines gemeinsamen Prototyps als zweites Handlungsfeld ist eine zentrale Aufgabe, die von der OK gesteuert wird. Langfristiges Ziel der Plattformentwicklung ist eine Seamless Software Integration (Paulheim & Erdogan 2010). Das bedeutet, die bisher in den Experimentierfeldern lose gekoppelten Tools werden – nach Erprobung und Evaluation im Rahmen der Durchführung von Lernarrangements – so miteinander verbunden, dass es keine wahrnehmbaren Brüche in der Nutzung der Plattform gibt. In der aktuellen Vorprojektphase steht der Aufbau eines strukturierten und benutzerinnen- und benutzerfreundlichen Zugangs zu Materialien und den verteilten Lernangeboten der Early-Bird-Projekte im Fokus der Entwicklung.

In Abstimmung mit der Expertengruppe Plattform und Konzeption wurden folgende konkrete Zielsetzungen für die Prototypentwicklung herausgearbeitet:

  • Alle Inhalte und Angebote, die im Rahmen des Projektes erstellt werden, werden als Open Educational Resources (OER) unter CC-Lizenzen bereitgestellt, sodass eine Weiternutzung der Inhalte ermöglicht wird. Dabei geht es darum, die Weiterverbreitung und die Nutzung in anderen Kontexten zu ermöglichen sowie die gemeinsame Bearbeitung, Weiterentwicklung und Versionierung von Lernmaterialien zu unterstützen (siehe auch Wileys „5R“ (2014) für OERMaterialien: „Retain, Reuse, Revise, Remix, Redistribute“).
  • Über ein zentrales Portal erhalten Studierende und interessierte Bürgerinnen und Bürger Zugang zu Lernangeboten der Hochschulen. Die Lernangebote werden mittels eines formalisierten Steckbriefes auf dem Portal dargestellt. Über einen Link gelangt man direkt zu den Lernangeboten, die von den Hochschulen auf den jeweiligen hochschuleigenen Infrastrukturen zur Nutzung bereitgestellt und auch dort organisatorisch verwaltet und gesteuert werden.
  • In einem zentralen OER-Repository werden die einzelnen Lernmaterialien wie z. B. Vorträge, Skripte, Bildersammlungen, Arbeitsblätter etc. gespeichert und öffentlich zugänglich gemacht. Intelligente Vorschlagsmechanismen und thematische Verknüpfungen der einzelnen Materialien unterstützen das Finden von Inhalten. Zusätzlich zur Teilnahme an den vorstrukturierten Lernangeboten wird damit auch verstärkt ein informelles, selbstgesteuertes Lernen für interessierte Bürgerinnen und Bürgern ermöglicht.
  • Zur Schaffung einer möglichst großen Anschlussfähigkeit an andere Repositorien wird ein Metadatenmodell implementiert, das sich an gängigen Standards orientiert.
  • Alle Inhalte, die im Repository gespeichert sind, können direkt in andere Webseiten, Learning Management Systems (LMS), Blogs etc. eingebunden werden, sodass zentral gespeicherte Materialien auch im Rahmen der Lernangebote in den Infrastrukturen der Hochschulen genutzt werden können.

Ausblick

Da sich in einer Zeit des permanenten technologischen Wandels auch die Formen und Tools der Kollaboration und Kommunikation permanent verändern, ist das oben beschriebene zweigleisige Vorgehen nicht als reine Projektstruktur zu verstehen, die nach Fertigstellung der HOOU-Webapplikation auf Betrieb und Weiterentwicklung einer Plattform reduziert werden kann. Vielmehr ergibt sich mit der HOOU die Möglichkeit, agile Formen der Entwicklung und Raum für hochschul- und mediendidaktische Experimente als langfristiges Konzept für eine zeitgemäße Infrastrukturentwicklung in die Hochschulen zu überführen – ganz im Sinne Werner Sesinks, der bereits 2006 postulierte: „Die Bildungseinrichtungen werden sich darauf einstellen müssen, dass sie zu permanenten Baustellen werden. ‚Under construction‘ wird keine vorübergehende Behinderung des Betriebs mehr anzeigen, sondern die neue Grundverfassung. Das kann man bejammern und beklagen. Darin kann man aber auch eine Chance sehen: zu offenen Strukturen, die auf Experiment und Kreativität, auch auf Bereitschaft zur Revision, Umgang mit Erfahrungen des Scheiterns eingestellt sind und eine permanente Meta-Reflexion des Entwicklungsprozesses verlangen“ (in Scheibel 2006, S. 4).

Verweis und Literatur

*Dieser Beitrag von Christina Schwalbe, Patrick Peters, Tina Ladwig, Iver Jackewitz, Marc Göcks, Sönke Knutzen aus der SYNERGIE – Fachmagazin für Digitalisierung in der Lehre, #2, Seite 42-43, steht unter CC-BY-SA 4.0 und darf unter den Bedingungen dieser freien Lizenz nachgenutzt werden. Der Beitrag wurde ergänzt um die Abbildung 1 „Die zwei Handlungsfelder in der HOOU-Entwicklung“.

HOOU (2016). https://projekte.hoou.de/p/konzept-hamburg-open-online-university-hoou/

Patton, Jeff (2014). User Story Mapping: [discover the Whole Story, Build the Right Product]. Beijing [u.a.]: O’Reilly.

Paulheim, Heiko & Erdogan, Atila (2010). Seamless integration of heterogeneous UI components. In: Proceedings of the 2nd ACM SIGCHI symposium on Engineering interactive computing systems (EICS ‚10). ACM, New York, NY, USA, S. 303-308. Verfügbar unter: https://uhh.de/hxb0g [12.10.2016].

Scheibel, Michael (2006). „Under construction“ – Ein Meinungsspiegel zur Transformation von Bildungsinstitutionen. merz medien+erziehung (2/06 und 3/06).

Wiley, David (2014). Opencontent.org: The Access Compromise and the 5th R. Verfügbar unter: http://opencontent.org/blog/archives/3221 [12.10.2016].

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Das lebende OER https://projekte.hoou.de/p/2016/03/04/das-lebende-oer/ https://projekte.hoou.de/p/2016/03/04/das-lebende-oer/#comments Fri, 04 Mar 2016 07:09:12 +0000 https://projekte.hoou.de/p/?p=2488 Gedankenexperiment [1]

Was wäre, wenn ein OER bzw. eine Open Educational Resource ein Lebewesen wäre?

Benennung und Einordnung

In diesem Fall, muss es erst einmal mit einem lateinischen Namen benannt werden:

Materia aperta eruditionis (kurz MAE)

Übersetzung:

  • wortwörtlich:
    • Materia = Grundstoff
    • aperta = offen
    • eruditionis = bildend
  • etwas freier: freiverfügbare Bildungsressource

Die Einordung im Sinne der klassischen evolutionären Klassifikation [2] sieht dann wie folgt aus:

  • Reich: Ressourcen
    • Stamm: bildende Ressourcen bzw. Bildungsressourcen
      • Klasse: ..
      • Klasse: freiverfügbare Bildungsressourcen (MAE)
        • Ordnung: analoge
        • Ordnung: digitale
          • Familie: Videos
            • Gattung: Xvid
            • ..
          • Familie: Audios
            • Gattung: Ogg-Vorbis
            • ..
          • Familie: Fragebögen
          • ..

d.h. das MAE gehört zum Reich der Ressourcen und zum Stamm der Bildungsressourcen. Es bildet hier neben anderen eine eigene Klasse: die freiverfügbaren Bildungsressourcen und spaltet sich in zwei Ordnungen auf: die analogen MAEs und die digitalen MAEs.

Die Ordnung der digitalen MAEs fächert sich wiederum in viele verschiedene Familien auf: z.B. Videos, Audios, Bilder, Texte und auch komplexere Dinge wie z.B. Arbeitsblätter, Fragebögen, Tests. In einer speziellen Familie finden sich dann je nach Familie unterschiedliche Gattungen.

Darüber hinaus ist festzustellen, dass die Menge der digitalen MAEs schon recht umfangreich ist und dass die Anzahl der digitalen MAEs sich auch täglich vergrößert. Im Gegensatz dazu ist die Menge an analogen MAEs recht klein und nimmt besorgniserregend ab. Vielleicht sollten sie auf die Rote Liste [3] der vom aussterben bedrohten Arten gesetzt werden.

Reifung

Wie beim Menschen braucht es zur Geburt eines MAE Eltern, in diesem Fall aber nicht andere MAEs sondern Menschen. Und im Unterschied zum Menschen, der ja zwei Elternteile braucht, kann ein MAE von einem, zweien oder auch mehreren Menschen gezeugt werden. Bei MAEs spricht man aber eher von erzeugen und die Erzeuger heißen nicht Eltern sondern Autoren.

Nach der Geburt durchläuft ein MAE in der Regel eine Phase der Reifung. Diese drückt sich nicht wie beim Menschen in Jahren, sondern in Versionen aus. Am Anfang entwickelt sich das MAE meist schnell, es entstehen in einem kurzen Zeitraum mehrere Versionen. Verlängert sich die Zeit zwischen den entstehenden Versionen, so schreitet die Reifung voran. Entstehen keine neuen Versionen mehr oder nur noch sehr selten, so ist das MAE erwachsen. D.h. an den Zeiten zwischen den Versionen ist der Reifegrad eines MAEs zu erkennen.

Ist das MAE erwachsen, entlassen es seine Eltern (Autoren) in die freie Wildbahn, d.h. in das Ökosystem der Bildungsnetzwerke. Dabei entwickelt sich das MAE immer noch weiter, aber weniger im Inhalt. Während der Reifung hat ein MAE ein extrem leistungsfähiges Gedächtnis entwickelt. Alles was es im Laufe seines Lebens erlebt, wird gespeichert und nicht vergessen. Hierbei speichert das MAE seine Erlebnisse nicht in einem Gehirn, so wie wir Menschen, sondern in einem Bereich, der sich Metadaten nennt.

Diese Metadaten sind bei der Abnabelung von den Eltern nicht leer, sie sind schon mit gewissen Attributen über sein Äußeres (u.a. Höhe, Länge, Breite, Gewicht – meist in Kilobyte gemessen) und auch über sein Inneres (also dem Inhalt) gefüllt. Im Laufe seines Lebens ergänzt das MAE seine Metadaten durch weitere Daten, z.B.:

  • Wie habe ich Menschen gefallen?
  • Was haben Menschen über mich gesagt?
  • Wo haben Menschen mich gesehen?
  • Wohin haben mich Menschen genommen?
  • Mit welchen anderen MAEs haben mich Menschen zusammengetan?

Beziehungen

An den Ergänzungen wird deutlich: so ein MAE hat im Ökosystem der Bildungsnetzwerke viel zu tun. Es ist unglaublich, wie voll der Terminkalender eines MAEs sein kann. Quasi in Sekundenbruchteilen kann es mal in einem Moodle-Kurs in der Schweiz, auf einem Wiki in England, in einem OLAT-Kurs in Deutschland und dann wieder auf einem WordPress-Blog in Österreich sein. Bemerkenswert.

Wie schon erwähnt, merkt sich ein MAE, wo und vor allen Dingen mit welchen anderen MAEs es zusammen gewesen war. Und da MAEs extrem kontaktfreudig und offen gegenüber anderen MAEs sind, entstehen Freundschaftsbeziehungen. Je öfter sich MAEs begegneten, desto inniger, fester und enger werden die Beziehung bzw. Verknüpfung zwischen den MAEs. So entsteht übrigens ein Netz aus MAEs und unsere These ist, dass alle MAEs mit allen MAEs „über mehrere Ecken“ verbunden sind.

Netz von MAEs - Laborbedinungen, nicht freie Wildbahn

Netz von MAEs – Laborbedingungen, nicht freie Wildbahn (Jan 2016)

Wird das Netz als Ganzes betrachtet, so ist zu konstatieren, dass auch das Netz in ständiger Bewegung ist. Ständig entstehen neue Verknüpfungen zwischen MAEs und durch das Netz laufen regelrecht Wellen, wenn neue MAEs zum Ökosystem der Bildungsnetzwerke hinzukommen. Das Netz ist in einem ständigen Wandel, so dass das Netz selbst als lebendig, vielleicht sogar als ein Lebewesen erscheint. Haben wir es hier mit einer Schwarmintelligenz zu tun? Ein intelligenter Schwarm aus MAEs?

Nein, denn die Ursache für die Bewegung im Netz liegt bei uns Menschen. Als Eltern bzw. Autoren führen wir dem Ökosystem, d.h. dem Netz neue MAEs hinzu. Insbesondere auch als Nutzende, wenn wir MAEs suchen, anschauen, gruppieren, kombinieren, an neuen Orten – d.h. thematischen Kontexten – neu arrangieren, speichern dies die MAEs in ihrem Gedächtnis / in ihren Metadaten und so entstehen die neuen Verbindungen.

Aber nicht nur das. Indem viele Menschen immer wieder den gleichen Verbindungen von einem MAE zum nächsten MAE folgen, entstehen Wege im Netz der MAEs. D.h. wir Menschen erzeugen nicht nur MAEs, sondern wir erzeugen auch durch unsere Nutzung unbewusst Pfade im Netz der MAEs. Wobei wir diese Pfade auch bewusst erzeugen können, d.h. vergegenständlichen, so dass diese Wege präsentiert und weitergegeben werden können.

Navigation

Diese Wege verknüpft mit abstrakteren Dingen der Bildungslandschaft, wie z.B.:

  • Forschungsfragen
  • Bildungsbedürfnissen
  • Wissenslücken
  • Curricula an Hochschulen
  • Lehrplänen an Schulen herausgegeben von Schulministerien / -behörden

bieten uns Menschen Struktur, Halt und Anregung, uns in dem Netz von MAEs zurecht zu finden bzw. zu bewegen. D.h. diese abstrakteren Strukturen werden quasi zu einem Navigationsgerät der Bildung: “Beim nächsten MAE haben Sie Ihr Bildungsziel erreicht.” Wir haben aber zu jederzeit die Macht, der freundliche Stimme aus dem Bildungsnavigator nicht zu folgen, und links oder rechts mal abzubiegen. Warum auch nicht, im Netz der MAEs gibt es so viel zu entdecken. 🙂

OERde16 – Fachforum

Keine Lust zu lesen? Dann hören und schauen Sie mir auf dem OERde16 – Fachforum (01.03.2016) zu.

Start: ca. 3:16:00 – Ende: ca. 3:26:00

Begriffserklärungen / Quellen

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Gedankenexperiment

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Systematik_(Biologie)

[3] http://www.bfn.de/0322_rote_liste.html

Lizenz

Creative Commons Lizenzvertrag
Das lebende OER von Dr. Iver Jackewitz ist – mit Ausnahme des YouTube-Videos – lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

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https://projekte.hoou.de/p/2016/03/04/das-lebende-oer/feed/ 1